Vincent & Herbert treffen Schneeweißchen & Rosenrot [:]
oder: Kommst Du mit nach Santiago?



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Drei Wohnwagen – Baujahr frühe 60er – stehen auf Kunstrasen. Vor ihnen verteilt ein Sammelsurium von Campingmöbeln plus grässlichem Stickdeckchen: Ein Campingplatz. Irgendwo zwischen Wien und Krakau. Dahin hat es den einsamen und sentimentalen Bibliothekar Vincent Ogorek (Barbara Weller) verschlagen. Eine Schrift aus dem 17. Jahrhundert hat ihm den Weg gewiesen, hierhin, an diesen Ort, wo dereinst zwei Hexen ihr Leben auf dem Scheiterhaufen ließen.
Er plant, diese Schrift einer polnischen Kollegin vorzulegen, in die er sich via Telefon unsterblich verliebt hatte. So ist er nun unterwegs auf einem Teilstück des Jacobsweges, dem europaweit verzweigten Pilgerpfad mit Ziel Santiago de Compostela. Aber Vincent ist nicht allein. Er trifft seinen alten Schulkameraden und früheren Freund Herbert Gotzbacher (Ingeborg Schwab), der sich mitten in einer Midlife-Krise befindet, unter Minderkomplexen leidet und von Eifersucht zerfressen ist. Natürlich haben beide alles, vor allem sich, im Griff. Geben sie jedenfalls vor, aber …
Im Prolog des Stückes stellen sich zwei Engel vor. Die fesche Schneeweißchen und die nicht minder fesche Rosenrot. Mit Hilfe einiger Hilfsengel ist es ihre Aufgabe diese beiden Männer zu retten. Den einen vor einem Autounfall. Den anderen vor seinem Selbstmord.
Das versuchen sie mit den Gesetzen des Traumes, mit einer anderen Logik als der den Männern bekannten. Unmögliches wird dabei möglich, Niegeglaubtes wahr. Da Engel aber nicht allmächtig sind, lediglich Einfluss auf das Geschehen nehmen können, wird das folgende Szenario die Inszenierung zweier überirdischer Wesen, denen einiges dann allerdings ganz irdisch schief geht.
Diese magisch-realistische Geschichte war eine fruchtbare Zusammenarbeit fünf professioneller Schauspielerinnen, die mit ihren teilweise in Mundart sprechenden Rollen brillierten. Sowie acht hochmotivierten Laiendarstellern, die in choreographischen Szenen eingebunden waren und das Personal für die von den Engel vorgenommene „Errettungsinszenierung“, stellten. Dabei verkörperten sie mehr als ein Dutzend Figuren, welche die Titelhelden mit den Mitteln der „Paradoxen Intervention“ auf den Weg der Erkenntnis trieben.

Premiere Oktober 2003


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