Addio! [:]x
Der heiße Kuss des Abschieds




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In genüsslich zugespitzen Szenen inszenierte König hier die paradoxe Wechselwirkung zwischen dem menschlichen Wunsch nach "ewiger" Lust und ihrer endlichen Befriedigung im Tod. Gleichsam war diese musikalisch-theatralische Revue ein Abstecher in die Geschichte des Abschieds, und damit in die Mythologie und Welt der großen Dramen und Komödien.

Der Bogen spannt sich von der ergreifenden Abschiedsszene der antiken Königstochter Antigone bis hin zum Lebewohl zwischen den Helden des Titanic-Epos Rose und Jack im eiskalten Nordatlantik. Die (hier gar nicht so tragische) trojanische Seherin Kassandra, Kraft ihrer seherischen Gabe gegen Glaube und Hoffnung gefeit, führt das Publikum als einfühlsame Begleiterin durch den Szenenbogen.
Im zweiten Teil von Addio indes sind die Götter begraben und die hütende Ordnung der Mythen überkommen. Ein moderner Skeptizismus versucht Leben wie Tod als Fiktion zu begreifen und den Abschied zu entzaubern. Eine kafkaeske Abschieds-Selbsthilfegruppe erfindet eigene nützliche Rituale zur Überwindung des Abschiedsschmerzes und prüft die Funktionalität verschiedener Erlösungspraktiken.

Die musikalische Seite dieser Revue wurde von einer sechsköpfigen Band präsentiert, die Arrangements verschiedener Abschiedslieder spielte, und die schöne Tränenschwere, Sehnsucht und Lust zu einem musikalischen Erlebnis machte. Der Saal des kuba. wurde zu einem Kleinstadtbahnhof umgebaut. Das Publikum saß auf einem Bahnsteig, zwischen sich und der Bühne lag ein Bahngleis, auf dem eine Draisine fuhr.

Premiere Dezember 1999

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