Furor 1 & 2 [:]x
Die Deutsche Geschichte im Theater

1900 – 1918 (Produktion 1997)
1919 – 1938 (Produktion 1998)


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"Setzen wir das 20. Jahrhundert als Zeit-Raum fest und auf deutsch als weitere, vieldeutige Bedingung, dann finden wir uns – ob als Lesende dieser Zeilen, als Publikum des anstehenden Ereignisses, als Akteur mit vorgeschriebenem Part, als Unterstützer und Mitarbeiterin dieses Projekts – als Protagonisten in einer Geschichte mit ungewissem Ausgang wieder, als Beteiligte eines nicht abgeschlossenen Vorgangs. Zugleich sind wir Zuschauer, Betrachtende mit dem Interesse und der Wahrnehmung, die uns eigen und möglich ist."

Mit Furor 1&2 entstanden zwei eindringliche Sittengemälde von 1900 bis 1938. Das erste Bild kam im gründerzeitlichen "Glashaus" des Kulturzentrum Lagerhaus zur Premiere. Das zweite Bild wurde für eine durch Bremen fahrende Straßenbahn produziert. Die verschiedenen Haltestellen symbolisierten bestimmte Zeitpunkte.

Verschiedene Charaktere führten durch die beiden Epochenbilder, so z.B. eine Putzfrau (für die sich nur der Müll verändert, den sie forträumen muss), ein Ingenieur, eine Grande Dame, ein Dichter, ein Maschinist, ein Soldat – um nur einige zu nennen.

Ihr Alltag, ihre Träume und ihre Bedürfnisse stehen im Vordergrund. Gezeigt wurde, was die Zeiten aus ihnen und sie aus den Zeiten machten.

Die Zuschauer erlebten einen Geschichtskommentar, der aus der vertrauten Linie der Geschichtsschreibung ausscherte und nach dem Part eines jeden einzelnen an der Krise der abendländischen Kultur in diesem Jahrhundert suchte.

Hierzu wurden die oftmals parallel laufenden Handlungen auf den verschiedenen Spielebenden zu einem Szenenbogen verdichtet, in dem sich die vorherrschende Zeitstimmung manifestierte. Wie erlebte ein Arbeiter den Beginn des ersten Weltkriegs, wie die selbstbewusste Dame im Hemdkleid?

Eingerahmt von einem aufwendigen, sich wandelnden Bühnenbild und begleitet von musikalischen Leitmotiven (Violine, Klavier, Saxophon, und drei Percussionisten), wurde deutsche "Geschichte" auf eine ungewöhnliche wie gleichsam faszinierende Weise erzählt.
In den Inszenierungen verband sich die Metaphorik des Bildertheaters mit dem Drive und der Kraft des Aktionstheaters.



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